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Hygiene: Dirty Sex muss sauber sein
Dirty Talking und schmutzige Fantasien in Ehren, aber sobald es wirklich schmutzig wird, sind die meisten sehr schnell abgeturnt. Ekel ist einer der stärksten Lustkiller überhaupt. Ein Salat kann noch so frisch und wohlschmeckend sein – findet sich ein Käfer darin, vergeht den meisten Menschen der Appetit schlagartig. Ähnlich verheerend können sich vermeintlich «kleine» Dinge am Körper des Gegenübers auf den Sexappetit auswirken. Es existieren wahrscheinlich mehr Geschichten von abgebrochenem Sex wegen hygienischen Problemen als es Menschen gibt. Die wenigsten Betroffenen erhalten aber direktes Feedback. Zu peinlich, jemandem direkt zu sagen: «Sorry, aber der Sex mit dir stinkt mir.»
Nicht zu unterschätzen sind aber auch die leichten Ekel. Jene, die zwar doch zum Sex führen. Zum Sex mit angezogener Handbremse. Das sexuelle Potenzial zwischen zwei Menschen wird damit eingeschnürt und abgeschwächt.
Bei der Körperhygiene haben wir ein grosses Problem: Wir sind uns oft nicht bewusst und können es auch oft nicht selbständig merken, dass etwas stinkt (was bei fehlender Hygiene stört, wird fast immer über den Geruch transportiert). Mundgeruch zum Beispiel, ist bei sich selbst häufig nicht spürbar. Bei Gerüchen ist die Nase gedrillt, über längere Zeit bestehende, übelriechende Gerüche nach Möglichkeit auszublenden. Beim eigenen Körperduft klappt das meist besser als bei fremdem.
Diese Einsicht bringt uns zu zwei Schlüssen:
1. Das Gegenüber weiss möglicherweise nicht, wo das Problem liegt.
2. Auch wir könnten «blinde» Stellen haben, die nicht gut riechen.
Letzeres schliesst man gerne von vornhinein aus: «Ich putze meine Zähne und dusche regelmässig, was soll also stinken?»
Nun, eine ganze Menge…
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Essensreste zwischen den Zahnzwischenräumen => Zahnseide! Mindestens jeden zweiten Tag, die Faulprozesse beginnen schon am ersten Tag…
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Bei Zahnspangen und -drähten => spezielle kleine Zahnbürstchen für die Zwischenräume
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Belag auf Zunge => mit Zahnbürste abstreifen
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Knoblauch- und Zwiebelgenuss => Zunge mit Schaber oder Zahnbürste abstreifen plus Mundspülung & Kaugummi
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Der üble Geruch steigt aus dem Magen => beim Magenspezialisten/ Gastroenterologen abklären
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Der Mund und wahrscheinlich auch der Körper sind schlicht ausgetrocknet => Wasser gurgeln und mindestens ein grosses Glas Wasser trinken.
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Beim zweiten Hygiene-Hotspot, der Haut, wird es komplizierter. Haut braucht regelmässige Pflege. Was aber heisst Pflege? Reicht mit Wasser abduschen oder braucht es Duschgels und Co? Gerade stark parfumhaltige Duschgels reinigen die Haut nicht nur, sondern trocknen sie auch aus. Anderseits riecht die Haut dann im besten Fall gut – auch für das Gegenüber. Es lohnt sich, die Bedürfnisse der eigenen Haut herauszufinden und parfumierte Duschgels sparsam und gezielt einzusetzen.
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Parfums: Könner und Killer
À propos «Parfumiert»…Parfums können alles: Einen Menschen noch anziehender machen. Oder alle Anziehung killen. Auch Body Lotion, Handcreme oder sogar ein Lippenbalsam haben das Potenzial für Könner und Killer: Also totale Anziehung oder komplettes Desaster. Bei den Düften ist es ähnlich wie beim Essen: Ob wir Koriander mögen oder nicht, hängt davon ab, wie unsere Geschmacksrezeptoren den Koriander «aufschlüsseln». Was banalerweise heisst: Wir können nichts dafür, ob wir einen Duft anziehend finden oder ob er uns abstösst. Wenn unser Lieblingsduft beim Gegenüber nicht ankommt, sollte man es nicht persönlich nehmen. Zusammen in einer Parfumerie einen Duft suchen, den beide mögen, kann auch zu einem sinnlichen gemeinsamen Moment werden. Wenn der Lieblingsduft nicht ersetzbar ist, hilft es vielleicht, die Dosierung aufs Minimum zu schrauben und auf Gewöhnung zu hoffen – bei langjährigen, liebevollen Beziehungen findet manchmal eine «Schubumkehr» statt. Nicht alles aber kann die Liebe übertünchen. Auch das beste Parfum verliert seine Wirkung, wenn man «sich nicht mehr riechen» kann.
Die Wirkung von Düften wird zum Beispiel im Buch «Parfum: Alles über die Welt der Düfte» (Collectif Nez/Jeanne Doré) besonders gut beschrieben.
Wie sagen wir es charmant
Anyway, wir haben also ein Problem mit der Hygiene des Gegenübers und wollen es lösen. Werden wir – im übertragenen Sinne! – zu charmanten Wadenbeissern. Der freundliche, vertraut-nahe Tonfall macht auch hier den Unterschied. Das Gegenüber muss spüren, dass es uns um die Sache geht. Wir gehen sachlich ein möglicherweise medizinisches Problem an, mit dem Ziel, es zu lösen. Dabei ist auch der Zeitpunkt entscheidend. Hygienethemen sind leichter in relaxten Momenten einzubringen, wenn beide entspannt sind. Und natürlich sind wir dabei alleine.
Beispiel «Mundgeruch»
Wenn wir uns nahe sind: «Du, muss ich mir Sorgen machen (?) – dein Atem riecht komisch.»
Denn eben, vielleicht ist das Problem wirklich ein medizinisches. Dann ist der Gang zum Zahnarzt oder Magenspezialisten unumgänglich.
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Oder:
«Ich würde dich ultragerne küssen, aber dein Atem riecht ein bisschen komisch. Weisst du, woran es liegen könnte?»
Für den Moment hilft vielleicht Kaugummi. Oder der alte Spruch: «Komm, wir besaufen uns mit Mundwasser.»
Beispiel Schweiss
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«Kann es sein, dass dein Deodorant nicht wirkt? Ëš
Wenn das Gegenüber peinlich berührt reagiert, nicht ebenso peinlich berührt zurück reagieren. Darauf sind wir vorbereitet. Wir bleiben auf der sachlichen Ebene, wo das Problem gelöst werden kann.
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«Was hältst du davon, wenn wir bei Gelegenheit mal zusammen ein anderes Deo aussuchen?»
Gut zu wissen: Frischer Schweiss stinkt nicht. Schweissgeruch entwickelt sich über Stunden. Wer viel schwitzt, wechselt am besten auch mal während dem Tag das T-Shirt und deodoriert ein zweites Mal.
Fazit:
Liebevoll verpackte, sachliche Kritik ist viel besser akzeptierbar. Kann aber immer noch sehr verletzend sein und trotz perfekter Ausführung saure Reaktionen mit sich bringen. Risikolos gibts leider praktisch nie was zu gewinnen.
Nur Mut also. Nur Ehrlichkeit hilft beiden.
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